Ergebnisse von Studien

Ergebnisse der EBMT SAAWP Phase III Studie von Pferde-ATG und Ciclosporin mit oder ohne Eltrombopag bei unbehalten SAA-Patienten


Datum der Zusammenfassung: März 2020

Hintergrund:

Standardtherapie für Patienten mit einer schweren bzw. sehr schweren aplastischen Anämie (SAA/vSAA), für die eine Transplantation nicht in Frage kommt, ist eine immunsuppresive Therapie (IST) mit Pferde-Antithymozytenglobulin (hATG) und Ciclosporin (CSA). Hier werden die Ergebnisse einer offenen, randomisierten Phase-III-Studie mit hATG und CSA mit oder ohne Eltrombopag (Revolade®) zusätzlich zu der Standardtherapie bei unbehandelten Patienten mit SAA/vSAA (clinicaltrials.gov, NCT02009747) vorgestellt.

 

Methoden:

Von Juli 2015 bis April 2019 wurden insgesamt 197 neudiagnostizierte Patienten (6 Länder und 24 Zentren – in Deutschland gab es keine Studienzentren, da h-ATG von Seiten der Kostenträger nicht im Rahmen der Standardtherapie zur Verfügung steht) in die Studie aufgenommen und per Zufall einem der beiden Behandlungsarme zugeteilt. Um die Ergebnisse vergleichen zu können, wurde darauf geachtet, dass verschiedene Kriterien (Schweregrad der Erkrankung, Alter und Zentrum) in beiden Gruppen gleichmäßig verteilt waren. In der einen Gruppe (Arm A) wurden die Patienten mit der aktuellen Standardtherapie, also der immunsuppressiven Therapie (IST) mit hATG und CSA (hATG 40 mg/kg über vier Tage und CSA 5 mg/kg/pro Tag) behandelt. In der anderen Gruppe (experimenteller Arm B) wurden die Patienten mit der Standard-Therapie (IST) + Eltrombopag in der Dosis von 150 mg/pro Tag ab Tag 14 nach Beginn der Therapie behandelt. In Abhängigkeit vom Ansprechen lag die Therapiedauer von Eltrombopag zwischen 3 Monaten und 6 Monaten. Der primäre Endpunkt (das Ereignis, an dem die Wirkung gemessen werden sollte) war das vollständige hämatologische Ansprechen nach dem dritten Monat.

 

Die Ergebnisse:

101 Patienten wurden in Arm A (Standardtherapie) und 96 Patienten wurden in Arm B (experimentelle Therapie) per Zufall aufgeteilt. Die Ausgangsmerkmale waren zu Beginn der Therapie zwischen den beiden Armen vergleichbar, einschließlich des Durchschnittsalters, der Altersverteilung, des Schweregrades der Erkrankung und des Vorhandenseins eines PNH-Klons. Das vollständige hämatologische Ansprechen nach 3 Monaten (also der primäre Endpunkt der Studie) wurde von 9,9% in Arm A und 21,9% in Arm B erreicht. Die Gesamtansprechrate (partielle Remission und Vollremission) nach 3 Monaten betrug 31,7% in Arm A bzw. 59,4% in Arm B. Nach 6 Monaten lag die Gesamtansprechrate für die Patienten, die nicht transplantiert wurden und keine auffälligen genetischen Veränderungen entwickelten, bei 50,0% in Arm A gegenüber 76,3% in Arm B. Derartige genetische Veränderungen traten bei einem Patienten der Gruppe A und 3 Patienten der Gruppe B auf. Acht Patienten beendeten die Studie vorzeitig in Arm A und 7 in Arm B, da eine Transplantation erforderlich wurde. Während der Studie verstarben in Arm A14 Patientenmit einer Überlebensrate von 83,2% nach 24 Monaten und 8 Patienten in Arm B, mit einer Überlebensrate von 86,3% nach 24 Monaten). Insgesamt waren die schweren unerwünschten Ereignisse (SAE, Serious Adverse Events) in beiden Gruppen vergleichbar.

 

Schlussfolgerungen:

Die RACE-Studie bestätigt auch im direkten randomisierten Vergleich durch die Hinzunahme von Eltrombopag in die Erstlinientherapie eine Verbesserung der Ansprechrate bei Patienten mit einer schweren und sehr schweren aplastischen Anämie, die nicht für eine Transplantation in Frage kommen. Es ist anzunehmen, dass diese Daten zu einer Veränderung der bislang gängigen Praxis führen werden und SAA/vSAA-Patienten, die für eine Transplantation nicht in Frage kommen, zukünftig die Kombination h-ATG, CsA und Eltrombopag als Erstlinien-Standardversorgungerhalten werden.

 

Leider sind alle drei Medikamente in Deutschland nicht für die Behandlung zugelassen, und die behandelnde Klinik muss jeweils einen Kostenübernahmeantrag stellen. Es wäre wünschenswert, dass die Hersteller der Medikamente diese wichtige Zulassung beantragen, damit Patienten mit Aplastischer Anämie flächendeckend nach bestem aktuellen Wissen behandelt werden.